Regenpoesie

Regen

Die Sonne hat nur kurz das nasse Tal umschlungen,
Die Pappeln rauschen wieder, neckisch spielt der Wind
Des Baches Schwermut hat gar lang allein geklungen,
Der Wind ist pfiffiger als ein vergnügtes Kind.

Die Wolken wollen kommen. Alles wurde rauher,
Die blassen Pappeln rascheln wie bei einem Guß.
Die nassen Weiden faßt ein kalter Schauer,
Gewaltig saust die Luft, beinahe wie ein Fluß.

Nun soll der Regen kommen! Und es gieße wieder!
Der Sturm ist kraftbegabtes Lautgebraus,
Der Regen bringt die Rhythmen heller Silberlieder,
Die Pappeln wissen das und schlottern schon voraus.

Dem nassen Tal entwallen kalte Atlashüllen,
Und auch die Nebelhauche tauchen raschelnd auf.
Der Wind beginnt die Flur mit Wispern zu erfüllen,
Die Pappeln biegen sich, das Grau nimmt seinen Lauf.

(Theodor Däubler, Regen, aus: Das Sternenkind, Quelle)

Ich hatte bei „Irgendwas ist immer“ (wo sich das wesentlich bekanntere „Berauschter Abend“ aufhält) schon mal erzählt, dass ich erfreut feststellte, dass sich das überaus hübsche Insel-Bändchen, aus dem dieses Gedicht stammt, in meinem Gedichteregal befindet. Wirklich ein Schätzchen.

 

Däubler Regen | RegensucherinQuelle: ichmeinerselbst

 

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